Ein paar einleitende Gedanken

Das Bewusstsein für die Bedeutung von Maul- und insbesondere Zahnerkrankungen bei Katzen und Hunden entwickelte sich in Schweizer Tierarztpraxen erst in den letzten Jahren und darf im Vergleich zu angelsächsischen oder skandinavischen Ländern nach wie vor als eher bescheiden bezeichnet werden.

«Mein Tier frisst ja gut…» ist ein Satz, den wir oft hören, womit leider fälschlicherweise normales Fressverhalten mit guter Maulgesundheit gleichgesetzt wird. Ein folgenschwerer Irrtum, ist das Fressen bei unseren Haustieren doch in erster Linie instinktgesteuert, was bedeutet, dass erst in extremen Fällen von Schmerzen im Maul eine für den Besitzer wahrnehmbare Einschränkung des Fressverhaltens auftritt.

Aus diesem Grund verstehen viele langjährige Hunde- und Katzenbesitzer hierzulande eine «Zahnreinigung» immer noch als das manuelle Abkratzen von Zahnstein anlässlich einer Impfung oder bestenfalls die Entfernung von sichtbarem Zahnstein mittels Ultraschalls in Narkose. Auch geht das gewählte Vorgehen bei einem «Zahnproblem» oft nicht über «Abwarten, bis er selbst rausfällt» oder das Ziehen des betroffenen Zahns hinaus. Wirkungsvolle, zahnerhaltende Therapiemassnahmen wie Parodontal-/Wurzelbehandlung, Vitalpulpentherapie, Restauration oder Korrektur von Zahnfehlstellungen bilden nach wie vor mehr die Ausnahme als die Regel, was jedoch durchaus verständlich ist, setzen diese doch ein beträchtliches fachliches Spezialwissen und -können sowie die Ausstattung mit hochspezialisierten, teuren Dentalgeräten voraus.

Wann ist eine Zahnerkrankung ein Notfall?